In meiner Arbeit begegne ich sowohl im Team-Settings als auch im Einzel-Coaching Menschen, die immer wieder von den Dingen gefangen scheinen, die in ihrem Leben zu beklagen bzw. zu bedauern oder auch einfach nur irritierend sind. Das Leben scheint in ihren Augen angefüllt mit Ungerechtigkeit, Misslingen und Irritationen. Die hieraus resultierenden Emotionen der Frustration, des Ärgers und manchmal auch der Verzweiflung sind dabei in jeder Hinsicht authentisch und oft auch bedrängend. Diese Emotionen sind hierbei so akut, dass es zeitweise nichts mehr anderes zu geben scheint als diese Gefühle der Missempfindung. Die Welt erscheint irritierend und bedrückend. Nichts kann diese Empfindungen relativieren. Die Ungerechtigkeiten und vermeintlichen Niederlagen oder Verletzungen sind alles, was in der Aufmerksamkeit bleiben darf und die eigene Identität scheint aufs innigste mit diesem Erleben verwachsen zu sein. Der Versuch die Möglichkeit eines anderen Erlebens aufzuzeigen, in dem man z. B. darauf hinweist, dass nicht alles schlecht sei und selbst in bedrängenden Situationen auch immer die Möglichkeit existiere, dass man Schönes sehen oder erleben kann, wird dann oft vehement abgelehnt. Es scheint, als ob eine Angst besteht, dass man das Recht auf das Anprangern der eigenen Bedrängnis verlieren würde, wenn man seine Aufmerksamkeit auf diese für einen Moment löst und sich auf das Positive und Schöne einließe. Als gäbe es da einen Wächter, der jedes Fehlverhalten in diesem Sinne bestrafen würde. Doch was wäre, wenn man situativ aus dem „entweder-oder“ ein „sowohl-als-auch“ machen würde. Wenn man das Eine anerkennen und es in seiner Existenz nicht in Frage stellen würde, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit des Anderen zulassen würde? Was würde werden, wenn durch diese Öffnung auf einmal eine echte Erlebnisalternative ins Leben treten würde und wir auf einmal wieder die Wahl haben würden. Das Leben sich in seinen Erlebnismöglichkeiten wieder öffnen würde? Könnte es sein, dass die Ablehnung der Öffnung mit der Angst vor dem Verlust der alten Identität und damit mit dem Zwang zur Veränderung verbunden wäre, da hinter der Wahl für die Öffnung schon die zukünftige Aufgabe in Form der Offenheit der Zukunft liegt und es daher einfacher und sicherer erscheint, diese Wahl erst gar nicht zuzulassen. Vielleicht reicht es in einer solche Situation aber auch schon, sich einfach zu erlauben, zu sehen, dass es eine Wahl gibt und die Möglichkeit eines anderen Erlebens in einer gegebenen Situation in jedem Moment vorhanden ist. Vielleicht ist die Anerkennung der Tatsache, dass wir eine Wahl haben, bereits der Schritt, der den Bann brechen könnte und uns hierdurch erkennen ließe, dass es da draußen und vor allem auch in uns drinnen noch ganz andere Erlebnismöglichkeiten gibt. Wir haben die Wahl.