Nicht mehr ganz frisch, aber auch wenn das Buch von Dieter Hildebrandt und Roger Willemsen schon aus dem Jahr 2007 stammt, so lohnt eine Lektüre auch im Jahr 2016. Man sieht beim Lesen die beiden leider bereits verstorbenen Herren förmlich vor sich sitzen und hört ihre vertrauten Stimmen ihren faktenreichen, amüsanten und auch immer ein bisschen provozierenden Text sprechen. 2000 Jahre Lügen, eine Tour de Force mit mindestens einem zwinkerndem Auge. Von Platon, Odysseus, den zehn Geboten über Augustinus, Luther zu Kant. Es kommen viele große Stimmen zu Wort zum Thema der ungleichen Zwillinge Wahrheit und Lüge. Dazu finden sich unzählige wunderbare Zitate wie z. B. von Betrand Russell zum Thema Wahrheit: „Ist aber dann der Narr, der sich für ein Rührei hält, nur deshalb im Irrtum, weil er sich mit seiner Meinung in der Minderheit befindet?“.  Oder kennen Sie z. B. die vier apokalyptischen Reiter der Forschung? Dazu finden sich im Buch neben aktuellen politischen Bezügen aus der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts auch viele Anekdoten über kleine und große Lügner und Hochstapler. Mir ging es beim Lesen immer wieder so, dass ich zwischen Erstaunen, Schmunzeln und lautem Lachen hin- und hergeschwankt bin. Alles in allem eine wunderbar unterhaltsame Reflexion über die Geschichte der Lüge und ihren kulturellen Wert. Ich wünschte mir, man könnte dieses Buch wieder auf die Bühne bringen (wo es ursprünglich auch seinen Anfang genommen hat) und den Besuch dieses Stückes zur Voraussetzung für die Teilnahme an den US-Wahlen des Jahres 2016 machen.

Reinschauen lohnt. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.